Erdbeben im saarländischen Bergbaugebiet
DATUM : 23.2.2008 HERDZEIT : 15:30:56.1 (GMT) BREITE : 49,389º N LÄNGE : 6,862º E TIEFE : ca. 1 km MAGNITUDE : 4,1
Am 23. Februar 2008 hat sich im saarländischen Bergbaugebiet ein Erdbeben mit einer Magnitude (ML) von 4,1 ereignet. Bei dem Ereignis wurden zahlreiche Gebäude beschädigt. Es gab zwar keine ernsthaft Verletzten, aber die Verunsicherung der von dem Erdbeben betroffenen Bevölkerung war sehr groß.
Das Ereignis wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den Kohlebergbau ausgelöst, weshalb die Bergbauaktivitäten auf Anordnung der saarländischen Landesregierung vorerst unterbrochen wurden. Bereits in der Vergangenheit war es zu zahlreichen Ereignissen in dem Gebiet gekommen, die jedoch eine Magnitude von 3,7 bisher nicht überschritten hatten.
Die Seismizität in der Region wird seit vielen Jahren von der BGR routinemäßig registriert und ausgewertet. Hierfür werden in erster Linie Stationen des GRSN (German Regional Seismic Network) genutzt, aber zur Unterstützung auch Stationen z. B. aus Frankreich. Die Registrierungen des Ereignisses vom 23. Februar an einigen ausgewählten Stationen ist in Abbildung 2 zu sehen. Markiert sind in den seismischen Spuren die Ankunftszeit der Primärphasen (Pn bzw. Pg Phasen), mit denen das Epizentrum bestimmt wurde.
Die Genauigkeit der Epizentrumsbestimmung liegt für die meisten Ereignisse in diesem Gebiet unterhalb von 5 Kilometern. Die Herdtiefe der Ereignisse kann auf Grund von fehlenden Daten von Stationen im Umfeld des Bergbaus nur sehr ungenau bestimmt werden.
In Abb. 1 (Karte) ist die Lage der Epizentren aller Ereignisse aus dem saarländischen Bergbaugebiet seit dem 1. Januar 2000 mit einer Magnitude von mindestens 2.0 als rote Punkte in einer Karte eingezeichnet. Die Größe der Punkte ist proportional zur Magnitude des jeweiligen Ereignisses. Deutlich sichtbar sind die beiden Häufungspunkte zum einen bei Lebach, und zum anderen nahe dem französischen Freyming-Merlebach, südwestlich von Saarbrücken.
Der gelbe Stern markiert das Ereignis vom 23. Februar. Es ist in dem Abbaugebiet bei Lebach das stärkste bisher registrierte Ereignis. Die beiden nächst stärkeren Ereignisse mit einer Magnitude von 3,7 ereigneten sich am 26.11.2007 und am 26.1.2008.
Betrachtet man die Häufigkeit der Ereignisse im Verlauf der Jahre seit Januar 2000 in den beiden Gebieten, die in den Abb. 3 für Freyming-Merlebach und in Abb. 4 für Lebach dargestellt ist, dann fallen die starken zeitabhängigen Schwankungen auf.
Im Gebiet bei Freyming-Merlebach gab es am 21. Juni 2001 ebenfalls ein starkes Ereignis mit einer Magnitude (ML) von 4 (orangener Stern). Seit Ende 2006 ist dort jedoch kein Ereignis mehr mit einer Magnitude größer als 2.0 registriert worden. Die letzte Grube wurde dort Anfang 2004 geschlossen.
Bei den Daten für das Gebiet bei Lebach fällt auf, dass ab der zweiten Jahreshälfte von 2002 bis Anfang 2004 kein Ereignis registriert wurde. Danach setzen die Aktivitäten wieder ein und nehmen bis 2006 zu. Sehr auffällig ist eine deutliche Zunahme der Ereignisse in der zweiten Jahreshälfte von 2007 und Anfang 2008. Für 2008 wurden Daten bis zum 23.2.2008, also nicht für ein volles Quartal berücksichtigt, so dass die Zunahme hier eigentlich noch deutlicher ausfällt als die Werte anzeigen. Die meisten Ereignisse hat es im ersten Quartal 2001 gegeben, wobei jedoch die Magnituden der Ereignisse unterhalb von 3 lagen.
Zu einer möglichen Korrelation zwischen den Aktivitäten in den jeweiligen Bereichen der Bergwerke und der Seismizität kann hier keine Aussage gemacht werden, da entsprechende Informationen noch nicht vorliegen.
Es ist geplant, in Zusammenarbeit mit dem Oberbergamt des Saarlands und dem Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz fünf seismische Stationen im saarländischen Bergbaugebiet zu errichten, um die Seismizität dort besser erfassen zu können. Es muss jedoch auch betont werden, dass dies nur ergänzend zu den seismischen Beobachtungen, die direkt im Bergwerk durchgeführt werden, zu sehen ist.