Erdbeben nahe der Stadt Finale Emilia, Norditalien
DATUM: | 20. Mai 2012 |
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HERDZEIT: | 02:03:53 UTC |
BREITE: | 44,90 N |
LÄNGE: | 11,24 E |
TIEFE: | 10 km |
MAGNITUDE: | Mw = 6.1 (EMSC) |
Stärkstes Nachbeben:
DATUM: | 29. Mai 2012 |
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HERDZEIT: | 07:00:03 UTC |
BREITE: | 44,89 N |
LÄNGE: | 11,07 E |
TIEFE: | 5 km |
MAGNITUDE: | Mw = 5,8 (EMSC) |
Letzte Änderung: 13. Juni 2012 10:00 MESZ
Am Sonntag den 20.05.2012 ereignete sich um 02:03:53 (UTC) in Norditalien in der Region Emilia Romagna nahe der Stadt Finale Emilia ein schweres Erdbeben mit der Magnitude 6,1. Das Epizentrum lag etwa 36 km nordnordwestlich der Stadt Bologna, 30 km westlich der Stadt Ferrara und wurde in weiten Bereichen der Poebene verspürt. Das Erdbeben forderte nach Presseberichten mindestens 7 Todesopfer, zahlreiche Gebäude wurden zerstört oder beschädigt. In den Wochen danach ist eine größere Anzahl von Nachbeben registriert worden, mehr als 200 davon hatten eine Magnitude 3 und größer. Am Dienstag, den 29.05.2012 ereignete sich um 07:00:03 (UTC) das stärkste Nachbeben mit der Magnitude 5,8. Das Epizentrum lag etwa 15 km westlich vom Epizentrum des Erdbebens, das sich 9 Tage zuvor ereignet hatte. Das Erdbeben, das auch in benachbarten Ländern und in Süddeutschland verspürt wurde, forderte mindestens 17 weitere Todesopfer und verursachte weitere Zerstörungen in der Erdbebenregion. Nachdem die Nachbebentätigkeit des starken Bebens am 20.05.2012 bereits deutlich nachgelassen hat, stellt dieses unerwartet starke Nachbeben den Beginn einer neuen Erdbebensequenz dar.
Der Erdbebenherd liegt in der Poebene zwischen den Apenninen und den Alpen. In dieser Region herrschen komplexe tektonische Verhältnisse, die Spannungen aufbauen, die sich immer wieder in neuen Erdbeben entladen. Die Adriatische Mikroplatte taucht von Ost nach West unter den Apennin ab. Großräumig findet gleichzeitig die Kollision der Afrikanischen mit der Eurasischen Platte statt, die auch für die Auffaltung der Alpen verantwortlich ist. Das letzte starke Schadenbeben in Italien ereignete sich 9.April 2009 bei L'Aquila, etwa 300 km südöstlich vom aktuellen Erdbebengebiet.

Abbildung 1: Karte mit dem Epizentrum (gelber Stern) des Bebens am 20. Mai 2012 in Norditalien. Die Erdbeben, die sich seit dem 20. Mai 2012 in dieser Region ereignet haben (gelb) markieren die Ausdehnung des vom Bruchprozess betroffenen Gebietes. Dargestellt ist auch der Verlauf der Grenze zwischen der Eurasischen und der Afrikanischen Kontinentalplatte sowie die Verteilung der Erdbeben ab Magnitude 4 in den letzten 42 Jahren (rot). Das Erdbeben bei L'Aquila im Jahre 2009 ist hervorgehoben.

Abbildung 2: Zeitliche Verteilung der Nachbeben ab Magnitude 3 seit dem 20. Mai 2012. Nach einer zeitweiligen Abnahme der Erdbebentätigkeit trat am 29. Mai 2012 wieder ein unerwartet starkes Nachbeben auf.
Das Erdbeben konnte von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) an Erdbebenstationen in Deutschland detektiert und lokalisiert werden. Im folgenden Seismogrammbeispiel sind die Ankunftszeiten der Kompressionswelle Pn auf den kurzperiodisch gefilterten Seismogrammen von ausgewählten Stationen des GRSN (German Regional Seismological Network) rot markiert. Diese Welle erreichte die nächstgelegenen deutschen Stationen nach 50 Sekunden und wurde auch an den Stationen in Norddeutschland nach ca. 2 Minuten registriert. Aus den Ankunftszeiten der sogenannten Pn-Einsätze kann das Epizentrum des Erdbebens ermittelt werden.

Abbildung 2: Seismogramme des Hauptbebens am 20. Mai 2012 registriert an ausgewählten Stationen des GRSN (German Regional Seismological Network).
Weitere Informationen: http://www.bgr.bund.de
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